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Österreichisches Kulturfestival '98 in Lissabon

Gerhard Feltl

 1. Gesamtkonzeption 

Das vom Projektteam organisierte österreichische Kulturfestival unter dem gemeinsamen Titel "Do Danúbio ao Tejo"  ("Von der Donau an den Tejo")  ist eine auf breite Publikums-Akzeptanz angelegte Präsentation von weltbekannten Opernaufführungen(Open-Air-Festival) und Melodien (Strauss-Musik), innovativen Elementen (Design-Ausstellung) sowie populären und informativen Programmangeboten (Musikalische Begegnungen sowie Foto-Ausstellung).  

Das Konzept nimmt Rücksicht auf den Informationsstand über das zeitgenössische österreichische Kunstschaffen in einem für österreichische Kultur und Lebensart aufgeschlossenen, jedoch bislang nicht ausreichend informierten Land. Durch die Einbeziehung populärer portugiesischer Künstler werden zudem Gemeinsamkeiten betont und für das Publikum sowie für die Medien zusätzliche Attraktionen geschaffen. 

Diese Konzeption hat bei sämtlichen portugiesischen Gesprächspartnern aus Politik, Kultur und Medien außerordentlich große Zustimmung gefunden und wird im Zusammenhang mit der in diesen Zeitraum fallenden Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch unser Land als Visitenkarte der  "Kulturnation Österreich"  betrachtet. 

Eine detaillierte Darstellung der Leitidee und der gesamten Projektphilosophie enthält das Grundsatzpapier "Österreich-Präsentation in Lissabon zur Zeit der Expo" aus Oktober 1997.  

2. Leitidee und Projektphilosophie 

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union stellt sich auch für Österreich verstärkt die Notwendigkeit zur Positionierung seiner Regionen und Städte im internationalen Wettbewerb. Dafür gibt es eine Reihe von guten Gründen: Reputation und Bekanntheit eines Landes haben großen Einfluß auf Tourismus und auf Unternehmensansiedlungen; das Image beeinflußt die Investitionen. Internationale Großveranstaltungen wie Weltausstellungen und Olympiaden sind dafür hervorragende Gelegenheiten, die es strategisch zu nutzen gilt. 

Österreichs Selbstdarstellung in der Welt ist eine  außerpolitische  und eine kulturpolitische Aufgabe. Richtig eingesetzt, transportiert Kultur nicht nur Identität und Image, sondern kann auch wirtschaftliche und politische Prozesse vorbereiten helfen. Die Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Österreich in der zweiten Jahreshälfte und die Tatsache, daß die Bundeshauptstadt Wien in diesem Zeitraum auch den Vorsitz in der Föderation der europäischen Hauptstädte innehat, machen diese Herausforderung zu einer einmaligen Profilierungschance für unser Land. 

Analysen zeigen, daß Standortmarketing und Imagepolitik zunehmend mit austauschbaren Argumenten betrieben wird - etwa mit dem Hinweis auf die gut ausgebaute Infrastruktur, auf die Kostenfaktoren, die politische Stabilität oder die schöne Landschaft. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind klar: Wenn alle das gleiche tun, reduzieren sich die Profilierungschancen gerade für ein kleines Land.  

Kultur macht den Unterschied: Österreichs Ansehen in der Welt beruht auf seinem Image als Kulturnation. Vor allem die herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Musik haben dieses Bild geprägt. Der Begriff  Musikland Österreich  ist somit eine wirkungsvolle Trademark für unser Land. 

Neben den herausragenden Leistungen österreichischer Musiker liegt eine der Ursachen dieses Erfolgs auch darin, daß Musik ein Universalmedium ist und über Sprachgrenzen und unterschiedliche nationale kulturelle Traditionen hinweg weltweit verstanden wird. In diesem Zusammenhang ist die Leistung von Johann Strauss (1825 -1899) einzigartig und sollte am "Vorabend" des Johann-Strauss-Jahres 1999 entsprechend genützt werden. Der globale Erfolg des jährlichen Neujahrskonzerts als österreichisches "Weltprodukt" beweist diesen Erfolg nachdrücklich. 

Das Informationszeitalter mit der rasanten Entwicklung der audiovisuellen Medien hat weitere "Universalsprachen" entstehen lassen. Diese sind im Gegensatz zum Medium Musik visuell orientiert:  

"Die Bausteine der Umwelt sind weder die Menschen noch die Dinge, sondern die unsichtbaren Regeln der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozesse". Ein Vierteljahrhundert nach diesem visionären Statement des Kulturphilosophen und Design-Theoretikers Lucius Burckhardt postuliert die Harvard-Professorin Elisabeth Moss-Kantor einen Paradigmen-Wechsel des Wirtschaftens, nach dem die "Weltklasse" eines Unternehmens in Zukunft nicht mehr auf den traditionellen Kriterien Ausstattung, Technologie oder Personal beruht, sondern sich aus den immateriellen Ressourcen concepts, competence and connections zusammensetzen wird.  

Beide Einsichten verweisen auf die Notwendigkeit, den Strukturmerkmalen des postindustriellen Zeitalters nicht länger mit den Rezepten von gestern zu begegnen, sondern neue und unkonventionelle Lösungen zu suchen. Gesättigte Märkte, technologische Patt-Situationen und das Verschwinden von Qualitätsunterschieden schaffen völlig neue Voraussetzungen für Arbeit und industrielle Produktion. Aber auch bisher inhaltlich kaum hinterfragte Instrumentarien wie Exportförderung oder Standortpolitik müssen angesichts der skizzierten Entwicklung neu überdacht werden.  

Design ist eine dieser von Moss-Kantor apostrophierten Ressourcen - nicht nur zur Gestaltung ansprechender Produkte, sondern vor allem als Instrument, um Ideen in die Realität umzusetzen. Aus diesem Grunde könnte Design im Strukturwandel der Wirtschaft eine Schlüsselfunktion einnehmen - wenn es gelingt, den notwendigen Umdenkprozeß nicht nur in den Unternehmen, sondern auch in den Schaltzentralen und in den Amtsstuben der Politik einzuleiten. 

Internationale Großereignisse wie Weltausstellungen waren immer auch Anlässe, an denen sich der universelle Charakter des "Zeichen-Setzens" manifestiert hat: von Paris über Barcelona, von Brüssel über Montreal, von Sevilla bis hin zu Hannover.  

Vieles spricht daher dafür, Design als ein  Universalmedium  des Informationszeitalters zu begreifen, das (wie die Musik, aber eben auf einer anderen Ebene der Kommunikation) sprachlich und idiomatisch global verstanden werden kann.  Eine gemeinsame Präsentation der Universalsprachen Musik und Design steht daher für Vergangenheit und Zukunft, Tradition und  Fortschritt, Emotion und  Ratio, Universalität und Identität.  

Eine kombinierte Präsentation des universellen Mediums Musik mit dem innovativen Medium Design ist konzeptionell eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft. Und kann durch eine gleichzeitige Präsentation ihrer gegensätzlichen Wirkungsweisen auch einen breiteren Kulturbegriff  kommunizieren, wie er für ein modernes europäisches Land am Beginn eines neuen Jahrtausends selbstverständlich sein sollte.  

Der kombinierte Auftritt von Musik und Design ist das Rückgrat eines geschlossenen Österreich-Auftrittes, der durch weitere Manifestationen ergänzt wird - nämlich durch eine Präsentation des österreichischen Films sowie durch eine Ausstellung zum Thema "Menschenbilder", in der die portugiesische Sicht der österreichischen Betrachtungsweise gegenübergestellt wird. 

3. Opernfilm-Festival 

Auftakt und einer der Höhepunkte dieses Open-Air-Festivals, das klassische Musik und modernen Event-Charakter in Einklang bringt, ist die Satellitenübertragung von Beethovens Freiheitsoper "Fidelio", die unter dem Titel "EU-Opera '98" am 1. Juli aus der Wiener Staatsoper auf die  Praca da Figueira  in Lissabon live ausgestrahlt wird. 

"EU-Opera '98" ist die musikalische Grußbotschaft Österreichs anläßlich der Übernahme des EU-Ratsvorsitzes. Im Rahmen dieses in Europa bislang größten Live-Events wird "Fidelio" aus der Wiener Staatsoper zeitgleich in 15 EU-Metropolen übertragen. Der österreichische Botschafter in Portugal wird aus Anlaß der Eröffnung des Kulturfestivals Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Portugals und Österreichs zu einem Empfang in den Palacio Foz einladen.  

Abend für Abend werden vom 8. bis 23. Juli 1998 auf dem  Praca da Figueira  weitere Opernaufführungen der Wiener Staatsoper bzw. aus dem Archiv des Karajan-Centrums ausgestrahlt. Es ist geplant, diese Abende durch Catering und Clubbings kulinarisch abzurunden. Der Eintritt für sämtliche Veranstaltungen während dieses Kulturfestivals ist frei.

4. Design-Ausstellung 

Nach Besichtigung von verschiedenen möglichen Veranstaltungsorten wird die Design-Ausstellung im  Museo de Electricidade  (das in attraktiver Lage direkt am Tejo liegt) stattfinden und am 31. Juli 1998 eröffnet werden. Die Ausstellungs-kuratoren  Eichinger oder Knechtl  planen für diese dreiwöchige Präsentation auch einen auf junge Zielgruppen abgestimmten musikalischen Event als Teil dieser Ausstellung sowie die Publikation eines informativen Kataloges, der für weitere Präsentationen im Rahmen dieser "Travelling Exhibit" konzipiert ist. 

Ziel der Design-Ausstellung ist die Vermittlung eines integrativen Blicks auf Leistungen in Österreich, die innerhalb eines umfassenden Begriffsfeldes von Design positioniert werden sollen. Darunter werden sowohl klassische Gestaltungen des Industrie- und Grafikdesigns wie auch infrastrukturelle Grundlagen und noch unsichtbare Organisationsformen der Wirtschaft und Wissenschaft verstanden, die in ihrer Formkraft durch diese Ausstellung in den Vordergrund gerückt werden sollen. Der Blick will jedoch nicht objektiv im Sinn der Naturwissenschaften sein, sondern versucht Trends darzustellen über Struktur- und Erscheinungsformen der Zukunft. 

Themenbereiche der Design-Ausstellung sind: 

·      Ikonen - als Beispiele für Produkte weltweiter Geltung; 

·      Heute - die Leistungsfähigkeit der Ausbildungsstätten für Design in Österreich;

·      Codes - ausgehend von der in den 80er Jahren als "Neo Geo" bekanntgewordenen Strömung abstrakter Malerei entwickelte sich in Wien eine sehr lebendige Jugendkultur und eine international renommierte Musikszene. Musik, Equipment, Veranstaltungsort, Mode und vieles mehr vereinen alle Sparten des Design;

·      Technologien und die Organisation von Wissenschaft;

·      Rohstoff - der Umgang mit dem Land als Auseinandersetzung und Umgang mit dem Rohstoff Natur im Sinn von Hochtechnologie und Tradition;

·      Zeichensystem - der Umgang mit der Stadt, Stadtmöblierung und Leitsysteme prägen das Gesicht der Städte mit dem Ziel, sie für Investitionen attraktiv zu machen. 

Diese Ausstellung steht unter dem Ehrenschutz von Staatssekretär Dr. Peter Wittmann, Bundeskanzleramt.  

5. Musikalische Begegnungen 

Die Live-Konzerte am  Praca da Figueira  sind frei zugänglich und umfassen:

·      zwei Konzerte der Johann-Strauss-Capelle (Dirigent: Michael Tomaschek) mit Musik der Strauss-Familie unter Einbeziehung von Werken, die für frühere Weltausstellungen komponiert wurden (2. und 3. Juli 1998);

·      zwei Konzerte mit Erika Pluhar, Carlos do Carmo und Antonio V. d'Almeida
(5. und 6. Juli 1998);

·      sowie ein  Crossover-Konzert, in dem die genannten Künstler gemeinsam mit einem österreichischen Kammermusik-Ensemble auftreten werden (7. Juli 1998).

Als inoffizieller Auftakt des Kulturfestivals wurde vom 5. - 10. Juni 1998 im Teatro Trindade die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss in Bühnenbildern des heurigen österreichischen Staatspreisträgers Christian Ludwig Attersee mit einem gemischten österreichisch-portugiesischen Ensemble aufgeführt.  

6. Österreichisch-portugiesisches Musik-Austauschprogramm 

In Ergänzung zu dem unter "Musikalische Begegnungen" beschriebenen Konzertprogramm wird am 4. Juli 1998 ein Konzert des renommierten portugiesischen Jugendorchesters der Fundacao Musical  dos Amigos das Criancas (FMAC) unter dem Dirigenten Leonardo de Barros stattfinden, in dem Werke der österreichischen Klassik zur Aufführung kommen.  

Dieses Konzert ist erster Teil eines Austauschprogrammes im Schwerpunkt "Musikalisches Erbe" des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, das im Herbst 1998 mit einem Konzert in Wien mit einem österreichischen Jugendorchester fortgesetzt werden wird. Geplant ist zu diesem Termin die Aufführung des Europa-Liedzyklus "Gaudeamus" von Antonio V. d'Almeida mit Sängern aus allen Ländern der Europäischen Union. 

Diese Veranstaltungen stehen unter dem Ehrenschutz von Elisabeth Gehrer, Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten.  

7. Foto-Ausstellung 

Die gemeinsame Präsentation von Arbeiten des österreichischen Fotografen  Pedro Kramreiter  und seines portugiesischen Kollegen  Eduardo Gageiro  unter dem Titel "Caras" ("Gesichter") wird im Teatro Trindade vom 9. - 31 Juli 1998 stattfinden. In fünf thematischen Gruppen (Politik, Wirtschaft, Kunst, Sport, Gesellschaft) werden Porträts bekannter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens von Österreich und Portugal einander gegenübergestellt, um auf diese Weise dem Publikum die Möglichkeit zu geben, Einsichten in die Kultur und Lebensart der jeweiligen Länder zu gewinnen.  

Die Ausstellung wird täglich (außer Montag) von 14 - 23 Uhr geöffnet sein und steht unter dem Ehrenschutz von Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky.  

8. Filmfestival 

Im Anschluß an das Opernfilm-Festival werden gleichfalls auf dem Praca da Figueira acht zeitgenössische österreichische Kino- und Fernsehfilme zu sehen sein, die gemeinsam mit dem Österreichischen Filminstitut ausgewählt wurden. Die Filme werden entweder in Originalsprache oder mit Untertiteln gezeigt werden. Es ist geplant, für dieses Filmfestival die international bekannte portugiesische Filmschauspielerin Maria de Medeiros als Präsentatorin zu gewinnen.

9. Werbung und Promotion 

Eine gemeinsame Werbelinie mit entsprechenden Informationen über das Programmangebot wird die einzelnen Teilprojekte als  österreichischen Gesamtauftritt  kommunizieren. Die Kreation und Gestaltung der Werbemittel erfolgt durch das Projektteam in Wien, die Media-Streuung durch portugiesische Partner. 

Basismedium ist ein Flyer mit allen relevanten Programminformationen in portugiesischer und englischer Sprache in einer Auflage von 70.000 Stück. Dieser Flyer liegt ab 25. Juni 1998 in Hotels, Reisebüros, Restaurants und öffentlichen Einrichtungen auf und wird vor und während des Festivals an frequentierten Plätzen laufend verteilt. 

Eine Vorabinformation über das Programm dieses österreichischen Kulturfestivals hat am 4. Mai 1998 im Rahmen einer Pressekonferenz im Teatro Trindade in Lissabon stattgefunden. 

Mit der größten portugiesischen Fernsehstation  SIC  wurde eine laufende Berichterstattung über dieses österreichische Kulturfestival vereinbart. Zusätzlich ist  SIC bereit, zur Promotion des Kulturfestivals "Do Danúbio ao Tejo" mit Maestro d'Almeida verschiedene TV-Spots zu produzieren und auszustrahlen.  

10. Logistik 

Die Stadt Lissabon stellt gratis City Lights für die Bewerbung dieses österreichischen Kulturfestivals zur Verfügung und übernimmt auch die Produktion der notwendigen Plakate. Diese werden ab 17. Juni 1998 in Lissabon affichiert werden. Weiters übernimmt die Stadt Lissabon die für die Konzerte am  Praca da Figueira  erforderliche Energieversorgung, die Bestuhlung des Platzes samt den dafür notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Entsprechende Kontakte mit der für den Bühnenaufbau verantwortlichen Partnerfirma  Ruido  wurden bereits hergestellt.  

11. Auftraggeber, Financiers und Förderer 

Das österreichische Kulturfestival "Do Danúbio ao Tejo" in Lissabon wird finanziell unterstützt durch die Sektion Kunst im Bundeskanzleramt, durch das Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, durch das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten sowie durch die Stadt Wien.  

Die Stadt Lissabon, die portugiesische Fluglinie TAP sowie der Theaterkonzern INATEL unterstützen das Festival durch Sachleistungen. 

12. Projektteam 

·      Dr. Gerhard Feltl
Konzeption und Gesamtkoordination
c/o IWG-Holding (Tel.: 53407-213, Fax: 53407-215)

·      Maria Trindade
Projektassistenz
c/o Expanda (Tel.: 53407-234, Fax: 53407-292) 

·      Architekt Gregor Eichinger
Kurator der Design-Ausstellung
c/o Eichinger oder Knechtl (Tel.: 5355424, Fax: 5354039)

·      Dr. Felix Josef und Herwig Ursin
Opernfilm-Festival
c/o Hey-U (Tel.: 8885525) und Triprojekt (Tel.: 4086739, Fax: 4080597)

·      Dr. Eugen Semrau und Werner Baumüller
Musikalische Begegnungen, Foto-Ausstellung,
österreichisch-portugiesisches Austauschprogramm
c/o Expanda (Tel.: 53407-291, Fax: 53407-292)